Seit 2017 ist Abu Dhabi um eine Attraktion reicher: Das Louvre. Nein, das Musée de Louvre aus Paris ist nicht umgezogen. Vielmehr vereinbarten Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate schon einige Jahre vor Eröffnung eine enge Zusammenarbeit in kultureller Hinsicht, die auf 30 Jahre Dauer angesetzt ist. Rein aus gutem Willen haben die Franzosen den Emiratis allerdings nicht geholfen, Kunst und Kultur zu fördern: Alleine die Namensrechte an „Louvre“ ließ sich Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan sagenhafte 525 Mio. USD kosten. Lohnt sich ein Besuch des Louvre Abu Dhabi, dessen Ausstellung momentan noch zu großen Teilen aus geliehener französischer Kunst besteht? Wir schildern unsere Erfahrungen.
Geschichte des Louvre Abu Dhabi
Im Jahr 2007 wurde der französische Stararchitekt Jean Nouvel mit den Planungen beauftragt. Die Erarbeitung eines Konzeptes ging Hand in Hand mit den französischen Kulturministern, Museumsdirektoren und den Scheichs von Abu Dhabi. Schließlich sollte nicht nur eine außergewöhnliche Architektur entstehen, sondern auch ein wissenschaftliches Konzept der Ausstellung.
Das Louvre Abu Dhabi liegt auf der Insel Saadiyat Island, welche dem Willen der Herrscher zufolge das neue Kulturviertel Abu Dhabis werden soll. Nicht nur das Louvre, sondern auch das Zayed-Nationalmuseum, das Guggenheim Museum, ein Meeresmuseum und ein Theater sind geplant. Das Louvre wurde auf einer kleinen künstlichen Aufschüttung ins Meer gebaut.
Das Museum wurde am 8. November 2017 feierlich von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem Emir Chalifa bin Zayid Al Nahyan eröffnet. Museumsdirektor ist übrigens Manuel Rabaté, der zuvor am Pariser Louvre arbeitete. Die zeitliche Datierung der Exponate reicht von der Antike bis ins 21. Jahrhundert.
Architektur des Museums
Dank Stararchitekten und eines äußerst großzügig bemessenes Budgets war bereits klar, dass mit dem Louvre ein neues Wahrzeichen geschaffen wird. Die Zielsetzung an Jean Nouvel war unmissverständlich: Er sollte ein Museum entwerfen, das moderne Architektur mit traditionellen arabischen Bauten verbindet. Er sollte etwas kreieren, das weltweit einzigartig war und Besuchern den Atem stocken lässt.
Zunächst orientierte er sich an quaderförmigen, eng aneinanderstehenden Häusern einer typisch orientalischen Altstadt. Diese sind in seinem Entwurf in schlichtem Weiß gehalten und beinhalten die eigentlichen Ausstellungsstücke. Architektonisches Highlight ist eine flache Kuppel mit 180 Metern Durchmesser, die diese Quader und Wasserflächen überspannt. Sie besteht aus mehrschichtigen, netzartig ineinander verwobenen Metallsternen, durch die das Licht sowohl auf die weißen Gebäude, als auch auf die Wasserflächen fällt.
In der Tat gibt es aus architektonischer Sicht nur wenige Motive auf dieser Welt, die man so gerne fotografieren möchte. Besonders die Kuppel mit der Lichtstimmung innerhalb des Museums, das von der Formgebung und Materialauswahl eher simpel gehalten ist, ist wunderschön. Nicht selten setzen die Emiratis bei Prestigeprojekten (beispielsweise den Palast Qasr Al Watan oder die Scheich-Zayid-Moschee) auf edelste Materialien wie Blattgold, Mosaike und Marmor. Das ist hier anders. Die Kunststücke sollen im Fokus stehen, nicht das Gebäude.
Durch die in sich geschlossenen einzelnen Quader ist es auch einfach, beispielsweise Gemälde vor starker Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen zu schützen.
Bekannteste Ausstellungsstücke im Louvre Abu Dhabi
Das Museum besteht aus verschiedene Galerien von Gemälden, archäologischer Funde sowie historischer und zeitgenössischer Objekte. Unter den rund 600 Ausstellungsstücken, von denen gut die Hälfte dauerhaft im Louvre Abu Dhabi bleibt, befinden sich einige weltberühmte Stücke:
- Altägyptische Bronzestatue des Osiris
- Buddhakopf aus der chinesischen Dynastie der Nördlichen Qi
- Weltberühmte sschwarze Terrakottavase aus Griechenland mit dem Kampf zwischen Herakles und dem Nemeischen Löwen
- Selbstporträt von Vincent van Gogh
- Children Wrestling von Paul Gauguin
- La Belle Ferronnière von Leonardo da Vinci
Man sieht, dass die Exponate aus der ganzen Welt zugekauft wurden. Das Museum bildet also nicht nur orientalische Kunst ab.
Zeitlich begrenzte Ausstellungen
Im Louvre in Abu Dhabi gibt es über das Jahr verteilt vier Sonderausstellungen auf 2.000 m², die zeitlich begrenzt besondere Exponate zeigen. Welche Ausstellung aktuell gezeigt wird, findet man auf der offiziellen Webseite.
Geführte Touren im Louvre
Während der Öffnungszeiten finden meist um 14:00 – 15:30 Uhr und von 11:00 – 12:30 Uhr geführte Touren statt. Maximal 23 Personen sind möglich. Eine guided Tour kostet pro Person 50 AED (~12€). Häufig sind es die Geschichten hinter scheinbar unspektakulären Exponaten, die besonders faszinierend sind. Aus diesem Grund kann sich ein Führer im Museum durchaus lohnen.
Tickets kaufen
Um längere Wartezeiten an dem Touristenmagnet zu vermeiden, sollte man das Ticket unbedingt online kaufen. Wir empfehlen GetYourGuide*, einen deutschen Reiseanbieter, der offizieller Ticketverkäufer für das Louvre Abu Dhabi ist. Man erhält einen QR-Code, den man entweder klassisch ausdruckt, oder als PDF auf dem Handy speichert. Am Einlass wird dieser nur noch gescannt und man kommt sofort rein – ganz ohne Anstehen. Geführte Touren müssen separat zum Ticket dazugebucht werden. Dies geht nur vor Ort im Museum.
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Kritik am Louvre Abu Dhabi
Fast schon obligatorisch bei Großprojekten in Middle East sind die Berichte über schlechte Behandlung und niedrige Löhne der Wanderarbeiter aus Bangladesch, Indien und Pakistan.
Aus Frankreich wurde Kritik wegen der enormen Summen laut. Zusätzlich zu den Namensrechten von einer halben Milliarde Euro bezahlten die Scheichs auch noch 465 Millionen Euro, damit ihnen Frankreich beim Aufbau einer eigenen Kunstsammlung hilft. Schließlich haben die französischen Museen weltweit beste Kontakte in die Kunstbranche. Weiterhin wurde bei dem Deal vereinbart, dass in den ersten 15 Jahren bedeutende Leihgaben aus Frankreich im Louvre Abu Dhabi ausgestellt werden und vier Wechselausstellungen stattfinden. Vor allem deshalb wurde Kritk von den Museumsdirektoren laut. Frankreich und französische Kunst sei nicht käuflich. Es drohe ein Ausverkauf französischer Kunst. Die teils unbezahlbaren Werke stehen zum einen für längere Zeit nicht in den Heimatmuseen zur Verfügung. Zum anderen besteht die Gefahr einer Beschädigung beim Transport.
Weiterhin besteht das Risiko, dass französische Museumsmitarbeiter oder Kunstankäufer in Interessenskonflikte geraten. Einerseits stehen sie in der Pflicht ihres Arbeitgebers in Frankreich. Andererseits sollen sie Abu Dhabi beraten, die ihnen – das ist ein offenes Geheimnis – deutlich mehr bezahlen, um Kunstschätze in die Emirate zu bringen, statt nach Frankreich.
Als problematisch sehen die Museumsdirektoren auch, dass die Sammlung im Louvre Abu Dhabi rein rechtlich im Privatbesitz der Familie des Emirs ist.
Letztlich war der finanzielle Anreiz zu groß, sodass der französische Kulturminister der Offerte nicht widerstehen konnte. Man munkelt, der fast zeitgleiche Kauf von 40 Airbus A380 durch die staatliche Fluggesellschaft Etihad oder der Kauf von Rüstungsgütern für rund 10 Milliarden Euro bei französischen Unternehmen könnte in Zusammenhang mit dem Louvre Deal gestanden haben.
FAQ zum Louvre Abu Dhabi
Wann sind die Öffnungszeiten des Louvre?
Montag: geschlossen
Dienstag: 10-20 Uhr
Mittwoch: 10-20 Uhr
Donnerstag: 10-22 Uhr
Freitag: 10-22 Uhr
Samstag: 10-20 Uhr
Sonntag: 10-20 Uhr
Zur Sicherheit sollte man einen Blick auf die offizielle Webseite werfen, um kurzfristige Sondertermine einplanen zu können.
Wie viel kostet ein Ticket?
Das reguläre Ticket kostet 63 AED (~ 15€). Ein reduziertes Ticket zum halben Preis bekommen Menschen zwischen 13 und 22 Jahren, Senioren über 65, Lehrer aus den Emiraten und Militärs. Kostenloser Einlass wird für Kinder unter 13 Jahren, Journalisten und Behinderte gewährt.
Darf man im Louvre Abu Dhabi fotografieren?
Ja, man darf im gesamten Museum fotografieren und filmen. Lediglich der Blitz muss ausgeschaltet werden, insbesondere bei den Gemälden. Zu professioneller Fotoausrüstung wie Stativen konnte ich keine Hinweise finden, dass diese verboten sind. In der Scheich-Zayid-Moschee ist dies beispielsweise der Fall.
Darf man Essen und Trinken?
Selbst mitgebrachtes Essen darf im Museum nicht gegessen werden. Auch Trinken ist im Museum verboten. Es gibt jedoch ein Restaurant innen und eine Art Lounge mit wunderbarem Blick über die Skyline Abu Dhabis, in der es Getränke und Snacks gibt.
Zu welcher Tageszeit lohnt sich ein Besuch des Louvre Abu Dhabi besonders?
Der gesamte Gebäudekomplex ist klimatisiert, sodass es nur wichtig ist, zu einer hellen Tageszeit zu kommen, in der das Licht durch die wunderschöne Dachkonstruktion strahlt. Mit 10-16 Uhr macht man auch zur Winterzeit nichts falsch.
Wie groß ist das Gebäude?
Das Museum insgesamt hat eine Fläche von 24.000 m², wobei 6.000 m² für Dauerausstellungen und 2.000 m² für Sonderausstellungen genutzt werden.
Wie teuer war das Gebäude?
Die Gesamtkosten sollen sich auf etwa 100 Millionen Euro belaufen haben. Offizielle Aussagen gibt es dazu keine.
Gibt es kostenlose Parkplätze?
Ja, es gibt zahlreiche kostenlose Parkplätze. Zudem gibt es Valet Parking direkt am Eingang. Diese Parkplätze kosten 42 AED.
Gibt es WiFi?
Es gibt im gesamten Museumsbereich kostenloses WLAN.
Fazit – Lohnt sich der Besuch im Louvre Abu Dhabi?
Selbst als Kunstbanause wird man alleine von der Architektur so überwältigt sein, dass sich ein Besuch ohne jeden Zweifel lohnt. Die offene Bauweise lädt auch zum Beobachten der vielen Menschen aus aller Herrenländer ein. Mehr: Ein Besuch ist Pflicht bei einem Abu Dhabi Urlaub!
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